Mann arbeitet am Computer

Erfolgsgeschichte von Herrn A.

Erzählt und geschrieben von Ilse Fürnkranz-Deroua (NIFA plus-Beraterin der Kolping Bildung und Soziales gGmbH im Main-Tauber-Kreis):

Herr A., ein 25-jähriger Mann, kam im April 2024 das erste Mal in unsere Beratungsstelle in Wertheim, im Main-Tauber-Kreis. Er war 2019 mit seiner Mutter und fünf Geschwistern im Rahmen eines UNHCR Resettlement- Programmes über Ägypten nach Deutschland gekommen. Die Familie stammt aus dem Sudan, von wo sie nach Ägypten geflüchtet war.
Er hatte in Umbada im Sudan die Grund- und Hauptschule abgeschlossen, die Familie legte Wert auf die Schulbildung der Kinder. In Wertheim gelang es ihm dann auch, am Berufsschulzentrum Wertheim nach der VABO-Klasse in der Ausbildungsvorbereitung AVdual den Hauptschulabschluss erfolgreich abzulegen.

Danach sah alles zunächst gut aus: Herr A. fand im September 2022 eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer in einem Seniorenzentrum. Die Arbeit gefiel ihm sehr gut, und er verstand sich sowohl mit Kolleg*innen als auch mit den Senior*innen.
Im März 2023 verlor er dann aber wegen schlechter schulischer Leistungen seinen Ausbildungsplatz und damit zunächst auch den Boden unter den Füßen - die Kündigung traf ihn hart. Der Tod einer Schwester im Frühjahr 2024 war ein weiterer Schicksalsschlag für ihn und die ganze Familie.

Aber Herr A. verfolgte seine Ziele weiter, und er schaffte es durch die Teilnahme an einem VHS-Kurs seine Deutschkenntnisse weiter zu verbessern. Seine Bemühungen, wieder einen Job im Pflegebereich oder einen Ausbildungsplatz als Altenpflegehelfer zu finden, scheiterten trotzdem, und bis April 2024 zeichnete sich keine berufliche Perspektive ab.

Herr A. suchte deshalb Hilfe bei seiner ehemaligen AVdual-Beraterin am BSZ Wertheim, diese verwies ihn an das Projekt NIFA plus. Im April kam Herr A. das erste Mal zu uns in die Beratung. 
Beim ersten Treffen zeigte er sich vorsichtig und persönlich eher reserviert, war aber gut vorbereitet. Durch unsere ersten Berufsorientierungsgespräche wurde schnell klar, dass Altenpflege wirklich sein Berufswunsch war. Durch den Einblick, den er uns im Folgenden in seine fachpraktischen Zwischenbeurteilungen und auch ein Zeugnis gewährte, wurden sein Engagement und seine Eignung für den Beruf sehr deutlich.

NIFA plus setzte sich daraufhin mit Seniorenzentren und Pflegediensten in Wertheim und Umgebung in Verbindung, um einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden. Nachdem ein Seniorenzentrum in Freudenberg Interesse zeigte, wurde der Kontakt hergestellt und ein Termin zum Bewerbungsgespräch vereinbart. Mit unserer Unterstützung überarbeitete und vervollständigte Herr A. nun seine Bewerbungsunterlagen, außerdem simulierten wir das Bewerbungsgespräch in einem Rollenspiel.

Die Vorbereitungen führten zum Erfolg: Das Bewerbungsgespräch verlief gut und nach einem kurzen Praktikum, das vom Seniorenzentrum positiv beurteilt wurde, bekam Herr A. von der Arbeitgeberin, der Caritas Tauberkreis, die Option für einen Ausbildungsplatz als Altenpflegehelfer ab September 2025.
Voraussetzungen waren allerdings:
- Dass er das Problem der Mobilität lösen könne (der Ort Freudenberg ist für schichtarbeitende Pflegekräfte mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar).
- Dass er nachweisen könne, nicht von Abschiebung oder Arbeitsverbot bedroht zu sein.

NIFA plus kontaktierte daraufhin die zuständige Arbeitsvermittlerin von Herrn A. beim Jobcenter, um diese über die aktuelle Situation zu informieren und Lösungen zu suchen. Bei einem Folgetermin von Herrn A. mit dem Jobcenter konnte dann geklärt werden, dass er nach Vorlage des Ausbildungsvertrages beim Kauf (oder Leasing) eines KFZ unterstützt werden könne. Einen Führerschein hatte Herr A. glücklicherweise bereits.

Nachdem das Jobcenter das Seniorenzentrum in Freudenberg über diese Möglichkeit informierte und von NIFA plus Zweifel zum Aufenthaltstitel ausgeräumt werden konnten, erhielt Herr A. Ende Juni die Zusage zum Ausbildungsplatz ab September 2024!

Bis zum Ausbildungsstart unterstützte NIFA plus Herrn A. bei den bürokratischen Vorgehensweisen der Vertragsunterzeichnung (Führungszeugnis, Infektionsschutzbelehrung etc.). Mittlerweile hatte sich ein gutes Vertrauensverhältnis entwickelt und Herr A. soll auch während der Ausbildung weiter begleitet werden. Dabei soll er mit Ehrenamtlichen aus der Pflegebranche und relevanten professionellen Organisationen vernetzt werden, die ihm - vor allem bei den zu erwartenden schulischen Herausforderungen - unterstützend zur Seite stehen können.

Mein Ziel ist der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung und dann vielleicht die Weiterbildung zur Pflegefachkraft.

NIFA plus-Teilnehmer Herr A.

Durch unsere ersten Berufsorientierungsgespräche wurde schnell klar, dass Altenpflege wirklich sein Berufswunsch war.

NIFA plus-Beraterin Ilse Fürnkranz-Deroua

Durch den Einblick, den er uns in seine fachpraktischen Zwischenbeurteilungen und ein Zeugnis gewährte, wurden sein Engagement und seine Eignung für den Beruf sehr deutlich.

NIFA plus-Beraterin Ilse Fürnkranz-Deroua