Bild von Herr G.

Erfolgsgeschichte von Herrn G.

Erzählt und geschrieben von Jana Ruppel (NIFA plus-Beraterin des Asylzentrums in Tübingen):

Herr G. (Mitte 60) ist ein Mensch mit vielfältigen beruflichen Erfahrungen und einem bewegten Leben. Nach einer beruflichen Pause aufgrund einer betriebsbedingten Kündigung während der Coronapandemie, der Krebserkrankung und dem Tod seiner Ehefrau sowie seiner eigenen Herzerkrankung kam er mit dem Plan, wieder zu arbeiten und großer Motivation in die Beratung im Rahmen von NIFA plus ins Asylzentrum.

Herr G. kam 2015 nach der Flucht aus Afghanistan sowie einem Jahr in der Türkei nach Deutschland. Er beschreibt seine Familie als „demokratische Familie“. Zwei seiner Söhne haben als Dolmetscher bzw. Ingenieur für Kraftfahrzeugtechnik für die NATO in Afghanistan gearbeitet. Einer seiner Söhne kam in Afghanistan ums Leben. 

Herr G. selbst hat in Afghanistan den Mittleren Schulabschluss erfolgreich abgeschlossen, in der Ukraine eine Ausbildung zum Techniker in der Öl- und Gasförderung absolviert und in Afghanistan berufliche Erfahrungen als Musiker im Bereich Internationale Folklore, Helfer in der Landwirtschaft und Holzmechaniker in der Möbelproduktion gesammelt. In der Türkei war er außerdem als Textilreiniger tätig. Die Zeugnisse aus seiner Heimat konnte er durch die Flucht leider nicht nach Deutschland bringen.

In Deutschland lernte er die Sprache, war weiterhin als Musiker aktiv, unterrichtete zwei Jahre als Musiklehrer an der Stiftung Württembergische Philharmonie Reutlingen und arbeitete drei Jahre in der Qualitätskontrolle von Gitarren bei der Best Acoustics Reinhardt GmbH. Er ist dankbar für die Unterstützung von Sozialarbeiter*innen und der Kirche.

2019 kamen die Ehefrau sowie eine der Töchter von Herr G. über Familiennachzug, eine weitere Tochter über Frankreich nach Deutschland. Drei Söhne von Herrn G. leben in Genf. Das Asylzentrum kannten Herr G. und seine Familie bereits aus Beratungen zu verschiedenen sozialen und aufenthaltsrechtlichen Themen sowie durch das Café International, in dem Herr G. an Musikjamsessions teilnahm. 

Zu Beginn der Beratung als NIFA plus Teilnehmer war Herr G. auf der einen Seite frustriert über bürokratische Hürden und gleichzeitig brachte er eine hohe Motivation mit, wieder tätig und unabhängig von Sozialleistungen zu werden. Durch Beratungen bei Frau Ruppel im Rahmen von NIFA plus sowie die Unterstützung des ehrenamtlichen Mitarbeiters Herr Wieland in der Bewerbungswerkstatt des Asylzentrums konnte Herr G. eine Teilzeitstelle als Reinigungskraft über die Klüh Cleaning GmbH finden. 

Wenn er von der erfolgreichen Arbeitssuche erzählt, strahlt Herr G. Sein Selbstbewusstsein ist deutlich gestärkt. „Die Arbeit als Reinigungskraft bei Obi ist gut für mich, nah an zuhause und interessant. Von vier Personen, die sich beworben haben, hat sich die Firma für mich entschieden, weil ich Erfahrung in der Reinigung und gute Papiere habe. Arbeit ist für mich wichtig, um in Kontakt mit Menschen zu kommen.“

Aktuell wird Herr G. in der NIFA plus Beratung beim Beantragen seiner Niederlassungserlaubnis unterstützt. Eine der Töchter von Herrn G., auch NIFA plus Teilnehmerin, ist inzwischen über die Lebenshilfe in einer Küche tätig und hat über das Asylzentrum eine Tandempartnerin gefunden, mit der sie Deutsch übt. Die andere Tochter hat erfolgreich ihre Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten absolviert und eine Stelle in einem MVZ-Labor (Medizinisches Versorgungszentrum) gefunden.

Zum Schluss ein Tipp von Herrn G.: „Meine Idee für junge afghanische Geflüchtete: Immer Deutsch lernen und arbeiten. Diese zwei Teile sind sehr wichtig. Wenn man nicht Deutsch lernt, kann man nicht arbeiten.“ 

Arbeit ist für mich wichtig, um in Kontakt mit Menschen zu kommen.

NIFA plus-Teilnehmer Herr G.

Meine Idee für junge afghanische Geflüchtete: Immer Deutsch lernen und arbeiten. Diese zwei Teile sind sehr wichtig. Wenn man nicht Deutsch lernt, kann man nicht arbeiten.

NIFA plus-Teilnehmer Herr G.